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TEXAID-Newsletter 01/2025: Wir sind wieder zurück
Nachhaltigkeitsbericht 2024
Bis anhin haben wir unsere Nachhaltigkeitsberichte über die ganze TEXAID Gruppe veröffentlich. Neu werden wir unseren Fokus im Zweijahresrhythmus auf die Schweizer Tätigkeiten legen.
Das Jahr 2024 wurde von bedeutenden Fortschritten in Forschung und Entwicklung geprägt, insbesondere im Bereich Textilrecycling und Sortiertechnologien. Zudem trug die erweiterte Umstellung unserer Fahrzeugflotte vom Verbrenner- zum Elektromotor zu einer effizienteren Sammellogistik bei.
Gleichzeitig stellte die angespannte Marktlage und fehlende Recyclinglösungen die Branche vor grosse Herausforderungen. Neue regulatorische Anforderungen, wie die EU-Textilstrategie und erweiterte Herstellerverantwortung, erhöhten den Anpassungsdruck, bieten aber auch Chancen für Innovation und Transparenz. TEXAID engagierte sich aktiv in Forschungsprojekten und Brancheninitiativen, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen mitzugestalten.
Mehr dazu finden Sie unter folgendem Link: Nachhaltigkeitsbericht - TEXAID
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.
Besuch an der ITA Augsburg
Nach der Begrüssung durch Felix Merkord, dem stellvertretenden Institutsleiter der ITA, und Philipp Stoller, Geschäftsführer der Texaid Schweiz, wurden uns zuerst die aktuellen Recyclingmethoden vorgestellt.
Dabei hat sich gezeigt, dass das mechanische Recycling aktuell das höchste industriell anwendbare Potenzial bietet, wobei die Faserlängen noch optimiert werden müssen. Heute werden immer noch 30-50 % Primär-Rohstoffe hinzugefügt, um die Eigenschaften des Garns zu verbessern.
Die höchste Qualität bietet allerdings das chemische Recycling, das aber nur für ausgewählte Materialströme verwendet werden kann und hohen Energieeinsatz fordert. Wie Nicole Hühn (eine der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen) erwähnt, steht die Forschung hierzu noch am Anfang. Dies liegt u.a. daran, dass hohe Investitionen benötigt würden, die leider nur wenige bereit sind zu bezahlen (sei es der Endkonsument oder die Produzenten). Aktuell werden nur 1% der Textilien in den Kreislauf zurückgeführt (so genanntes Faser-zu-Faser Recycling). Wenn sich das in Zukunft ändern soll, da sind sich die Mitarbeiter der ITA einig, müssen weitreichende, einheitliche Gesetze verabschiedet werden. Bis dahin werden viele Produzenten weiterhin auf günstige Kunststofffasern oder Primär-Rohstoffe zurückzugreifen.
Elke Lamberts-Steffes stellte drei Recycling-Prozessketten vor, die in Zusammenarbeit mit Texaid erarbeitet wurden. Sie zeigte die verschiedenen Schritte auf, vom Sammeln von Baumwoll-, Kaschmir- und Polyester-Textilien, bis hin zum neuen Endprodukt. Bei den ersten beiden Materialien wird das mechanische Recycling bevorzugt, die Fasern werden also gerissen und mittels Zugabe neuer Primär-Rohstoffen zu einem neuen Faden gesponnen. Polyester hingegen kann mit Druck und Wärme zu einem Granulat zurückgewonnen werden, das wiederum zu einem Garn verarbeitet wird.
Einen interessanten Ansatz stellte uns Nicole Hühn vor. Anfang Jahr wurde das Projekt NuCollect ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen und sensibilisieren, um den Unterschied zwischen noch brauchbarer Kleidung, Textilien fürs Recycling oder sogar den Restmüll aufzuzeigen. So soll die Sortierung effizienter gestaltet werden, was zu einer höheren Qualität der recycelten Fasern führen wird.
Während einer zweimonatigen Testphase (Sept-Okt 2025) werden zwei verschiedene Sammelsäcke an 21'000 Haushalte im Kreis Augsburg gesendet. In den blauen gehört alles, was nochmals getragen werden kann (Secondhand-Qualität). Nicht mehr tragbare Kleidung, die z.B. Löcher aufweist, soll im orangen Sack landen. Im Zweifelsfall hat das Projektteam ein Online-Tool entwickelt, das bei der Entscheidung unterstützen soll. Ausserdem können online noch Container-Standorte gesucht und Feedbacks gegeben werden.
Anfang 2026 wird sich zeigen, ob sich diese Methode für die breite Masse eignet, damit die Qualität der gesammelten Textilien erhöht und eine neue Grundlage für automatisierte Sortierprozesse geschaffen werden kann.
Bevor der Maschinenpark bestaunt werden konnte, wurden uns die verschiedenen Umweltfaktoren im Altkleidermarkt aufgezählt. Grossen Einfluss nehmen vor allem die gesetzlichen Grundlagen, aber auch die Wirtschaftlichkeit des Landes und die stetig neuen Technologiemöglichkeiten. Nicht zu unterschätzen sind die Wertevorstellungen und das Konsumverhalten der Endverbraucher. Alle Aspekte müssen zusammenspielen, um u.a. das Faser-zu-Faser Recycling marktfähig zu machen.
Als Abschluss zeigte uns Georg Stegschuster, der Teamleiter des Recycling Ateliers, welche Schritte im mechanischen Recycling vorkommen. So forschen sie mit einer «Fotobox», die mittels KI erkennt, ob das ausgebreitete Kleidungsstück Secondhand-Qualität besitzt, oder fürs Recycling geeignet ist. Wenn Letzteres der Fall ist, werden die ausgewählten Textilen zuerst zerkleinert und dann mit Primär-Rohstoffen gemischt, um daraus neues Garn spinnen zu können. Folglich können wieder neue Produkte, wie z.B. Pullover, Geschirrtücher etc., entstehen.
Der Ausflug an der ITA hat verdeutlicht, wie nötig die Forschung zu verschiedenen Textil-Materialien und den entsprechenden Recyclingmethoden ist und wie dringend Gesetze benötigt werden, um auf eine nachhaltige, wirtschaftlich und industriell umsetzbare Textil-Wertschöpfungskette zuzusteuern.
Texaid im Kassensturz
Was passiert mit den Altkleidern, die Herr und Frau Schweizer in die Container werfen? Kann alles wiederverwendet werden? Dies hat André Ruch versucht herauszufinden und uns mit den Abfallbergen aus Ghana konfrontiert. Bei seinem Besuch in unserem Werk in Schattdorf hat er erfahren, welche Textilien noch brauchbar sind, ob nachhaltige Recyclinglösungen auf dem Markt existieren und weshalb die Konsumenten Verantwortung übernehmen müssten.
Hier geht’s zum Beitrag: SRF Kassensturz
Aktuelle Marktsituation
Seit ungefähr 2 Jahren ist ein Anstieg von gesammelten Alttextilien festzustellen. Vor allem der Anteil von minderwertigen Textilien hat zugenommen, wie wir tagtäglich in unseren Sortierwerken feststellen müssen. Ein Grund hierfür ist der Überkonsum von (Ultra) Fast Fashion. Anderseits drängt die Fast Fashion in zahlreiche Absatzmärkte im In- und Ausland und konkurriert mit Second-Hand-Produkten, wodurch deren Absatz erschwert oder unmöglich wird. Die schwierige Marktsituation hat dazu geführt, dass in Europa diverse Recycling-Unternehmen ihre Aktivitäten reduziert oder eingestellt haben.
Um weiterhin eine korrekte Entsorgung und kostendeckende Lösungen sicherzustellen, ist Texaid in verschiedenen internationalen und regionalen Verbänden aktiv. Im Austausch mit politischen Entscheidungsträgern setzen wir uns für rechtliche und umweltrelevante Fragen rund um Alttextilien ein und möchten zur ökologischen sowie sozialen Weiterentwicklung der Branche beitragen.
Abschliessend appellieren wir auch an alle Konsumentinnen und Konsumenten: es liegt in Ihrer Hand, welche Kleider in welchen Mengen und Qualitäten gekauft werden.